Stahlwerk


Buchvorstellung – Mein Jahr mit dem Red Star FC
26. Januar 2014, 18:39
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Ich habe mir das Wochenende in knapp vier Stunden das Buch „Bienvenue en Banlieue“ von Christoph Heshmatpour reingepfiffen und muß sagen ich habe schon lange kein so gutes Fußballbuch mehr gelesen. Eigentlich ist es auch gar kein richtiges Fußballbuch, sondern irgendeine Mischung aus vielerlei Dingen.  Im Grunde schreibt Christoph seine persönlichen Erlebnisse in Paris auf. Was damit anfängt das er als Erasmus  Student für ein Jahr nach Frankreich geht um mal fort zu kommen von zu Hause und wenigstens ein bißchen die Welt zu sehen. cover

Doch der Fußball ist letztlich sein roter Faden durch das Buch. Das Stadion von Red Star Paris hat es ihm angetan und so zieht er in jenen Stadtteil wo der Verein beheimatet ist. Er erzählt in entspannt lockerer Weise von der Geschichte Red Stars, ohne große Fakten und Hintergründe, so das es auch jedem der sich nicht mit dem Fußballclub auseinandergesetzt hat verständlich ist. Es geht dabei weniger um die Spiele selbst, als vielmehr um die Geschichten darum. Um irgendwelche Antikicker, einstige Helden die ihre letzten Jahre ausklingen lassen, kriminell vorbelastete Spieler, alles ohne erhobenen Zeigefinger. Das Bild das er dabei zeichnet lässt meine Symphatien für diesen kleinen erfolglosen Verein mit großer Historie, in einem heruntergekommenen Stadion (Woher kenn ich das nur) nur so erblühen.

Er setzt sich mit den Klischees und Vorurteilen über Paris auseinander, zeichnet ein Bild von der Stadt und dem Land das es einfach ein Genuss ist. Dabei darf man sich drauf verlassen das, dass ganze ohne jedes intellektuelle Gequatsche passiert. Christoph geniesst das Jahr vorallem in runtergekommenen Vorortbars wo Touristen niemals hinkommen, da wo Paris, eben wirklich Paris ist. Und doch wird auch jener Stadtteil von der Gentrefizierung erfasst, aber auch hier findet Christoph wahre Worte. Irgendwie ist das Buch eine subkulturelle Mischung aus Reisebericht, Tagebuch und Fußball. Für mich steht fest, ich werde Red Star sicherlich mal einen Besuch abstatten wenn sie wieder in unserer Region zu Gast sind…

Das Buch könnt ihr völlig kostenfrei downloaden und euch auf dem Rechner reinziehen oder auch für 3 Euro als Papierversion zulegen, was ich sicherlich noch tun werde.

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Borussia war meine schönste Zeit als Spieler – Wolfgang Alt
25. Januar 2014, 20:57
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Es war der 23.11.1974 als Borussia völlig unerwartet beim 1.FC Nürnberg gewann. Der „Club“ war zuvor anderthalb Jahre zu Hause ungeschlagen, die Bilzeitung wählte am folgenden Tag Wolfgang Alt in die Elf der Woche. Klar das er dieses Spiel als sein größtes im schwarz-weißen Dress bezeichnet. Überhaupt hat Wolfgang Alt die besseren Tage des Vereins hautnah miterlebt. „Alle Heimspiele der Borussia habe ich live erlebt. Spieler wie Sepp Meier, Franz Beckenbauer, Gerd Müller, W. Overath, Jupp Heynkes, Berti Vogts uvm…tolle Zeit. Mein Vorbild war immer Franz Beckenbauer…“. Alt spielte in jenen Jahren in der Jugend der Borussia, die er seit der D-Jugend komplett durchlief. „Wir hatten ehemalige Erstmannschaftsspieler als Trainer. Wir trainierten zweimal die Woche. Die Gegner hießen: 1.FC Saarbrücken, Röchling Völklingen, Saar 05, FC Homburg…alles in der Verbandsliga“.

es sollte nichts draus werden

es sollte nichts draus werden

Zur Einführung der 2.Bundesliga 1974/75 gehörte dann auch Wolfgang Alt zum Kader, zusammen mit Bernd Wilhelm waren sie die Jungspunde in der Mannschaft. Doch unter Erwin Türk kam er nicht so zum Zug. „Erwin Türk war sehr streng und schwer erreichbar.“ Anders dagegen Stefan Abadschiew, der ihm prompt das Vertrauen schenkte. „Stefan war ein Trainer mit viel taktischer Clevernis. Alles wurde mit dem Ball gemacht.“ Unter Abadschiew war er fortan gesetzt, den Abstieg zum Saisonende konnte man trotzdem nicht vermeiden. Für mich als junger Spieler war das sehr enttäuschend, denn wir mussten nach dem Abstieg gegen Mannschaften wie Oberkirchen, Ensdorf, Hülzweiler spielen. Die Erinnerungen allerdings an damals sind sehr positiv. Wir spielten ja gegen Mannschaften wie 1860 München, 1.FC Nürnberg, FC Augsburg, Karlsruher SC, Saarbrücken Pirmasens, Homburg, alles Top Mannschaften“.  Nach den besten Gegenspielern gefragt: „Sicherlich Allan Simonssen war schon einer der besten Gegenspieler gegen die ich gespielt habe, aber auch Helmut Haller damals FC Augsburg war schon ein richtig guter Gegenspieler.“

Borussia war meine schönste Zeit als Spieler, ich bin heute noch sehr stolz wenn ich mal nach Neunkirchen einkaufen gehe, dass mich noch sehr viele Leute erkennen und ansprechen.

feiert heute als Jugendtrainer Erfolge

feiert heute als Jugendtrainer Erfolge

Es folgte noch eine Saison in der Amateurliga Saarland, doch nach dem Trainerwechsel zu Dietmar Schwager war die Zeit im Ellenfeld abgelaufen. Leider musste ich die Borussia verlassen weil ich mit dem Trainer Dietmar Schwager nicht klar kam. Es folgte der Wechsel zum ASC Dudweiler: Ich war einige Jahre Spieler in Dudweiler in der Oberliga. Machte meinen Trainerschein und danach Spielertrainer in Aschbach, Hüttersdorf, Schmelz, Hasborn II, Tholey und Freisen (nicht überall als Spielertrainer). Mittlerweile ist er seit vielen Jahren Jugendtrainer in Hasborn und aktuell A-Jugendtrainer der JFG Schaumberg-Prims in der Regionalliga, als solcher geniesst er einen herausragenden Ruf. Trainer einer Aktivenmannschaft kommt auch nicht mehr in Frage.

Natürlich habe ich ihn auch gefragt wie er heute auf die Borussia zurückblickt. Mit viel Stolz das ich meinen Beitrag geleistet habe, hier viel positives mit geschaffen zu haben. Heute jedoch verursacht es viel Wehmut zusehen in welcher Liga die Borussia spielt und wie wenig Zuschauer das noch verfolgen. Aufs Ellenfeld angesprochen: Einmalig. Wenn man vor dem Einlaufen vor dem Eingangstor steht und hört die Stimmung von 10-14000 Zuschauern, einfach genial. Gänsehaut pur.
Der 4:1 Sieg in Nürnberg war übrigens zugleich der höchste Auswärtssieg der Vereinsgeschichte.

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Eine treue Seele des Vereins…
16. Januar 2014, 19:20
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Ende der Fünfziger entwickelte sich nach und nach die vielleicht beste Borussenmannschaft aller Zeiten, kein Wunder das Helmut Ferrang leuchtende Augen bekommt wenn er von jenen Jahren berichtet. Der gebürtige Bexbacher geht seit 1958 zu den Spielen der Schwarz-Weissen und dürfte eigentlich jedem der regelmässiger Gast im Ellenfeld ist, schon einmal aufgefallen sein. Denn Helmut pflegt nicht nur der erste an Spieltagen zu sein, sondern auch bei Wind und Wetter im Block5 zu stehen. Darauf angesprochen erzählt er, dass er den Tick so früh loszufahren noch aus Bundesligazeiten drinne hat. Damals musste er trotz früher Anfahrt noch in der Nähe des Neunkircher Zoo´s parken, den Rest ging es dann in der Menschenmasse Richtung Stadion. Schon mittags war es eine einzige Wanderung in der ganzen Stadt.

an Spieltagen fuhr eine Bahn hinter der anderen...

an Spieltagen fuhr eine Bahn hinter der anderen…

Auch nach den Spielen ging es noch hoch her, so zogen tausende über die Spieser Höhe zur Einkehr. Ein beliebter Anlaufpunkt damals war eine Kneipe zwischen Spiesen und St.Ingbert, wo ein ältere Dame immer die neusten Serviermädels am Start hatte. Überhaupt kann Helmut eine Menge Geschichten von Fahrten erzählen, so stellte der Verein zur damaligen Zeit regelmässig Fanbusse zur Verfügung. Nach Trier fuhren damals über 200 Leute auf diese Weise mit und selbst für einen Sonntag waren die Fahrten feucht fröhlich. Allerdings dauerten die Touren etwas länger, denn die Autobahn Richtung Trier gab es damals noch gar nicht. Genauso wenig wie eine ausgebaute Bundesstraße Richtung Landau und gerade Spiele in der Pfalz gab es zu Oberligazeiten noch reichlich. Damals wie heute gab es wohl auch schon das Gesetz, dass sich Borussia gerade bei den Kleinen immer besonders schwer tat.

photo.phpMan kann sich das heute wohl nur noch schwer vorstellen zu zweit auf einer Vespa nach Ludwigshafen zu fahren oder mehr oder weniger ohne Landkarte zum Pokalspiel nach Aachen. Doch wenn man hört wie Helmut ins schwärmen gerät wenn er über Erich Leist, Rudi Dörrenbächer oder Elmar May spricht: „und wenn wir den Dörrenbächer nicht verloren hätten, dann wären wir noch heute in der Bundesliga.“  Dann kann man eigentlich nur dankbar sein das es noch Zeitzeugen jener Jahre gibt. Auf das hier und jetzt angespochen merkt man, was nicht verwundern kann, wenn man die besseren Tage erlebt hat. „Heute spielen wir einen sehr guten Fußball, muß man ja sagen und trotzdem kommen nur 350 Zuschauer das kanns nicht sein, das kanns wirklich nicht sein. Wenn es gut lief dann haben sie die Leute immer verscheucht und die Leute haben sich das nicht gefallen gelassen. Das ist ne arme Zeit heute…“. Übrigens ist der Block 5 erst seit dem Umbau des Ellenfelds sein Stammplatz, vorher stand Helmut da wo heute nur noch ein Rasenstück zu sehen ist, auf Höhe Eingang des Ellenfelds.

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Sellemols…heute vor 77 Jahren
10. Januar 2014, 06:05
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Zuschauer: 6.000
Schiedsrichter: Kessler (Mainz)
Tore: 1:0 August Möbs  (1.), 2:0 Adam Schmitt  (10.), 3:0 August Möbs (22., Handelfmeter), 3:1 Hilpert (45.), 3:2 Hilpert (53.), 4:2 Karl Monz (77.)

Das Spiel allerdings musste im Stadion am Bornheimer Hang stattfinden, da im Frankfurter Waldstadion einige Zeit zuvor die Haupttribüne abbrannte. Das Hinspiel am 3.Spieltag gewann Borussia übrigens mit dem selben Ergebniss. Es folgen zwei Spielberichte von damals…der erste stammt aus der Zeitung „Fußball“

Der 4:2-Sieg der Eintracht gegen Neunkirchen drückt nicht ganz die Überlegenheit der Frankfurter über die guten Borussen aus. Zu verdanken ist der Erfolg den beiden überragenden Halbstürmern Schmitt und Möbs. Leider fielen die Flügel (Röll fehlte) stark ab und der erstmals als zurückgezogener Mittelstürmer eingesetzte Knapp (früher Fußballsportverein und Bayern München) bewährte sich auf diesem Posten nicht. Dazu hatte die Hintermannschaft zeitweise Schwächen, die prompt ausgenützt wurden. Sehr gut spielten nur Stubb und Zipp.

die damalige Spielstätte "Stadion am Bornheimer Hang"

die damalige Spielstätte „Stadion am Bornheimer Hang“

Neunkirchen überraschte mit einer bisher bei ihm noch nicht beobachteten Ruppigkeit. Das ging so weit, daß schließlich der bekannte Verteidiger Welsch vom Platz gestellt wurde. Die Elf ist aber keineswegs zu unterschätzen; sie ist ausdauernd und hat gefährliche Stürmer. Besonders der Halbrechte Hilpert ist ein vorzüglicher Schütze. Die Verteidigung war solide. Dagegen stellte sich der repräsentative Torwart Müller zuweilen an wie ein Anfänger.

Alles in allem war die erste Halbzeit wieder einmal wirklich schöner Fußball, der bei herrlichem Wetter, jedoch etwas glattem Platz vorgeführt wurde.

der zweite Spielbericht vom „kicker“ …

Wenn man es recht überlegt, hat die Eintracht ihre vielen Ausfälle eigentlich tadellos überstanden. Die Elf hat im Vorjahr noch Tiefel gehabt, den Nationalspieler, Konrad, den wertvollen Verteidiger, sie hat stets mit Gramlich gespielt — dessen Meniskussache übrigens im Frankfurter Friedrichsheim so glücklich behandelt wurde, daß der Spieler ohne Operation das Training jetzt wieder aufnehmen konnte — sie hat schließlich in den letzten Spielen auch ohne Mantel gekämpft und trotzdem ist sie die schießstärkste Elf im Gau geworden. Seit Wormatias Stürmer nichts mehr treffen und die Kickers auch zu zaghaft geworden sind. Borussia Neunkirchen ist gewiß mit guten Vorsätzen an den Bornheimer Hang gekommen, aber nach zehn Minuten sah sich die Elf durch Möbs und A. Schmitt schon 0:2 besiegt und dann machte noch ein Borussia-Unglücksrabe Hände und Möbs schoß den Elfer als 3:0 ein … so schwarz sah es aus, als der Gast in die Kabine ging. Das Tor, das Hilpert kurz vorher noch aufgeholt hatte, konnte da nicht viel aufheitern. Aber dann trat Hilpert ein zweites und gerade, als die Borussen sich ausrechneten, es könne doch noch zu einem Remis reichen, da fiel Kurt Welsch so sehr aus dem Rahmen, daß er vom Feld mußte und nun war es natürlich ganz und gar Essig. Monz schoß noch ein Tor, Borussia war geschlagen und nicht ganz unberechtigte Hoffnungen auf ein Eingreifen in die Meisterschaft waren völlig verschüttet. Nein, außer Wormatia, Offenbach und Eintracht wird niemand die Südwestmeisterschaft machen, denn der FC. Pirmasens verlor ja auch wieder einen Punkt, weil er gegen die Sportfreunde Saarbrücken 2:2 spielte. 1936-09-01_kicker_mannschaften-gau-suedwest

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Ich freue mich nach wie vor über jede positive Schlagzeile für die Borussia. – Interview mit Gerd Lensch
7. Januar 2014, 20:32
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Hallo Herr Lensch, erstmal natürlich die Frage wie geht es ihnen und was hat sich nach ihrer Zeit als Fußballspieler, bei ihnen getan?
Hallo Herr Kassner, zuerst mal vielen Dank für die freundliche Anfrage. Mir geht es gut. Ich bin verheiratet, habe 2 Jungs im Alter von 26 bzw. 21 Jahren und wohne seit 1994 in Winterbach im Kreis St.Wendel. Ich bin seit 1991 beim größten Bauunternehmen im Saarland, der Fa. Peter Gross beschäftigt. Mein Sitz ist bei der NL Kaiserslautern, wo ich als Projektleiter tätig bin.
Sie waren Anfang der Achtziger für Borussia in der Oberliga aktiv, wie sind sie eigentlich nach Neunkirchen gekommen?
Das war eigentlich zu dieser Zeit, also 1979, nicht so vorgesehen. Ich spielte damals in Niederkirchen im Ostertal und ging auf das Gymnasium Wendalinum in St.Wendel. Meine späteren Mitspieler Gerd Scheffler und Stefan Rechtenwald hatten mich dazu überredet, mal mit zum Training nach Neunkirchen zu kommen. Die beiden waren schon ein Jahr vorher zur Borussia gewechselt. Nach etwas längerem Zögern hab ich ich mich dann entschlossen, dort mal reinzuschnuppern, immerhin spielte die A-Jugend zu diesem Zeitpunkt in der höchsten Klasse, damals war das noch die Verbandsliga. Höhere Klassen gab es zu dieser Zeit leider noch nicht.
Zwar hatte ich im Vorjahr in der B-Jugend über 100 Tore erzielt, aber nach der ersten Einheit dachte ich, daß der Schritt wohl zu groß sei. Der Fussball war schneller, körperbetonter und im Ganzen intensiver, als ich es bis dahin kannte.
Doch der damalige Trainer der A-Jugend, Hennes Schreier, Urgestein der Borussia und ehemaliger Bundeligaspieler der legendären 60er, konnte mich überzeugen und mir schnell die Angst nehmen. Er sah Potenzial und schaftte es schließlich, daß ich den Weg zur Borussia wählte. Ein Schritt übrigens, den ich sicherlich nie im Leben missen möchte! So war die Entscheidung gefallen und der Anfang für 5 schöne Jahre bei Borussia Neunkirchen war getan.

17.09.1983 Gerd Lensch erzielt das 5:0, später erzielt er auch noch den 6:0 Endstand (im Hintergrund Dr. Markus Merk)

17.09.1983 Gerd Lensch erzielt das 5:0, später erzielt er auch noch den 6:0 Endstand

Die Jahre damals gelten sicherlich nicht zu den besten der Vereinsgeschichte, im Gegenteil es dürften recht schwere Jahre gewesen sein. Wie haben sie damals die Zeit bei Borussia Neunkirchen empfunden?
Ich hatte die Bundesligazeit, also die erfolgreichsten Jahre der Borussia nur über meinen Vater und weitere Borussenanhänger, die es damals in unserer Gegend in
sehr großer Anzahl gab, erlebt. In dem Jahr meines Wechsels spielte man ja noch in der 2.Bundesliga, stieg jedoch nach der Runde leider ab.
Danach kamen die schweren Jahre, wie Sie es beschreiben. Jahre, in denen es sportlich nicht mehr so gut lief und auch finanziell keine großen Sprünge gemacht werden konnten. Dass der Verein sich über Wasser halten konnte, war sicherlich auch dem damaligen Vorsitzenden Dr.Bauer zu verdanken, der sich nicht verleiten ließ, mit allen Mitteln, vor allen Dingen Geldmitteln, zwingend sofort in den Profifussball zurückzukehren.
Leider kam es dann doch so, durch welche Umstände auch immer, dass ein Großsponsor der Meinung war, man müsste investieren und mal gerade 10 neue Fussballer kaufen, die in ihren damaligen Vereinen „die Besten“ zu sein schienen. Dass es aber auch wohl die Teuersten waren, war vielen im Umfeld damals nicht ganz bewusst. Trotzdem, dass wir zu diesem Zeitpunkt im vorderen Drittel der Tabelle standen, wurde eine fast neue Mannschaft gekauft. Diesem Umstand „des Umbruchs“ war es zu verdanken, dass der Verein sich von vielen jungen Spielern trennte, um mit „Erfahrenen“ wieder zum Profifussball zurückkehren zu können.
Das war im Jahr 1985. Was aus diesem Umbruch geworden ist, konnte jeder verfolgen. Im Jahr nach den hoffnungsvollen Neuverpflichtungen stand man in der Tabelle am Ende der Runde im hinteren Drittel. Im Jahr zuvor standen wir im ersten Drittel, trotz vieler jungen und unerfahrenen Spielern.
Dieser Tatsache der sportlichen Veränderung bin auch ich zum Opfer gefallen. Mit der Aussage „Sie sind für die nächste Spielzeit nicht mehr für den Oberligakader vorgesehen“ wurde ich freigestellt. Die verschiedensten Erfahrungen, die ich unter meinen Trainern Hennes Schreier, Horst Meurer, Heinz Gerwald, Jupp Henkes und Jürgen Fuhrmann machen durfte, bleiben mir jedoch in bester Erinnerung. Auch die negativen Erlebnisse mit dem ein oder anderen Trainer waren trotz allem lehrreich für meine spätere Zukunft. Neben Hennes Schreier, Günther Kuntz und anderen ehemaligen Bundesligaspielern auch noch den in zweierlei Hinsicht großen Willi Ertz kennenzulernen, war dann noch etwas ganz Besonderes, was ich in meiner Zeit bei der Borussia erleben durfte. Einen Spieler kennen zu lernen, der weit über die Grenzen höchste Anerkennung genoss und doch Mensch blieb, was in meinen Augen eine noch größere Auszeichnung darstellt, ist noch heute eine meiner schönsten Erfahrungen.
Einer ihrer damaligen Mitspieler war Stefan Kuntz, haben sie ihm damals den Sprung in die Bundesliga zugetraut?
Zu dieser Zeit war das mit den Wechseln in die Bundesliag ja noch nicht so verbreitet. Stefan war aber schon sehr früh ein Typ, der wusste, daß er den Weg nach
ganz oben schaffen könnte. Allein die Tatsache, dass sein Vater Günther ja schon in den 60-ern zu Rapid Wien, einem zur damaligen Zeit absoluten Top-Club in Europa wechselte, war ihm wohl schon Vorgabe genug, diesen Weg zu gehen. Er war in seiner letzten Saison bei der Borussia mit 36 Treffern der absolut überragende Torschütze der Oberliga und diese Anzahl an Toren macht man nicht grade mal so als Durchschnittfussballer.
Stefan war immer extrem ehrgeizig und versuchte sich täglich zu verbessern, was ihm dann auch zurecht den Weg zum VFL Bochum bescherte. Und er hat nicht den Fehler gemacht zu einem ganz großen Verein zu wechseln, nein er hat den Weg gewählt, der ihm dann wohl auch alles Weitere bescherte. Er wechselte nicht nur zu einem Bundesligisten, sondern er wechselte zu einem Trainer namens Rolf Schafstall, der zu seinem Mentor wurde und ihm Vertrauen schenkte, was Stefan ihm in seiner Zeit in Bochum aber auch x-fach zurückgab.
Welche Spiele sind ihnen im besonderen im Gedächtniss geblieben?
Natürlich mein erster Einsatz in der A-Jugend Verbandsliag unter Hennes Schreier. Ich weiß zwar nicht mehr gegen wen, aber ich weiß, dass ich Tage zuvor nervös war, wie vorher noch nie vor einem Spiel.
Dann natürlich die ersten Einsätze in der Oberligamannschaft, ein Gefühl wie es ein Sportler eben braucht und worauf er hinarbeitet. Hier war es auf jeden Fall ein Vorbereitungsspiel gegen AEK Athen, zu dieser Zeit eine Mannschaft, die in Europa einen Namen hatte. Gegen diese Mannschaft auflaufen zu dürfen, war schon etwas ganz Besonderes.
Negativ war ein Spiel gegen den 1.FC Saarbrücken, den ewigen Rivalen im Saarland in der Saison 1982/83. Ich war zu dieser Zeit gerade mal 18 Jahre alt und war in der Startelf. Der FC Saarbrücken stand schon als Aufsteiger in die 2.Bundesliga fest und trat bei uns im Ellenfeld an. Die Borussia hoffte natürlich auf eine riesengroße Kulisse, doch der damalige Trainer des FCS hatte nichts Besseres zu tun, als 2 Tage vor dem Spiel in der Presse bekannt zu geben, dass er seine „Besten Spieler“ schon in Urlaub geschickt hat und in Neunkirchen nur mit einer B-Elf auflaufen würde.
Zu dem Spiel kamen knapp über 4.000 Zuschauer. Die Pressemitteilung hat der Borussia damals schwer geschadet, hatte man doch mit ca.10.000 Zuschauern und den dringend notwendigen Einnahmen gerechnet. Das Interesse war durch die Aussage natürlich gesunken.
Nachvollziehbar ist das meiner Meinung nach noch heute nicht, aber wer weiß, was der FCS-Trainer damals damit bewirken wollte.

18.01.1984 Heimspiel gegen den FC Homburg bei 15cm Schnee (zusehen sind u.a. Tom Dooley, rechts Jesper Petersen)

18.01.1984 Heimspiel gegen den FC Homburg bei 15cm Schnee (zusehen sind u.a. Tom Dooley, rechts Jesper Petersen)

Dann noch ein Spiel 1983/84 gegen den FC Homburg. Ein Spiel bei dem so viel Schnee auf dem Platz lag, dass der Ball darin versank. Das Spiel hätte nie und nimmer
angepfiffen werden dürfen. Ich wurde ausgewechselt, was ich in diesem Moment als völlig falsch ansah und trat beim Rauslaufen wütend so sehr in den Schnee, dass mein Trainer mich 2 Wochen nicht spielen ließ. Die Zuschauer übrigens waren auf meiner Seite 😉
Es gibt ja Spiele auf die man sich schon im vorraus besonders freut z.B. das Derby gegen den FCS. Wie haben sie damals die Atmosphäre zwischen den Clubs und ihrem Umfeld wahrgenommen? Welchen Stellenwert hatte das Spiel, auch im Vergleich der beiden Mannschaften?
Die Atmosphäre war natürlich immer brissant, das war schon in meinen beiden Jahren in der A-Jugend so. Aber das war natürlich die logische Konsequenz zwischen zwei Vereinen, die im Saaland um die Vorherrschaft kämpften.
Der FC Saarbrücken war zu dieser Zeit besser gestellt und hatte aus diesem Grund ohne jeden Zweifel, auch das bessere Team zur Verfügung. Die Derbys waren insbesondere für uns junge Spieler natürlich der Höhepunkt jeder Saison, zumal die Zuschauerzahl bei diesen Spielen immer um die 5.000 betrug. In meinem ersten Jahr in der Oberliga Südwest ist der FC Saarbrücken dann ja sofort in die 2.Liga ausgestiegen. Trotzdem war es davor und auch danach immer so, dass jeder dem anderen Abstieg oder Nichtaufstieg gewünscht hat. Ich selbst war und bin da anderer Meinung, da beide Vereine voneinander profitieren können, sei es im Jugend, oder auch im aktiven Bereich. Nur so ist es in unserem kleinen Bundesland möglich in Richtung Profifussball noch ein oder zwei Schritte nach vorne zu machen. Die SV Elversberg in der dritten Liga und der FC Homburg im oberen Tabellenbereich der Regionalliga, tragen ebenfalls dazu bei, dass der Fussball seinen Stellenwert im Saarland forcieren kann. Fusionen waren schon Gesprächsthemen, vielleicht lässt sich auf diesem Weg doch noch eine Mannschaft im Saarland formen, die am Tor zur zweiten oder gar ersten Liga klopfen kann…
Mir als Zugezogener erscheint das Neunkircher Publikum durchaus gerne mal als zu kritisch, andernseits lässt man schnell den Funken überspringen wenn man das Gefühl hat das die Mannschaft alles gibt. Wie haben sie das Publikum zu ihrer aktiven Zeit erlebt?
Das kann ich für mich aus meiner Zeit nicht so bestätigen. Das Publikum zu dieser Zeit war zwar kritisch, aber es blieb immer im sportlichem Rahmen. Nach dem Abstieg aus der 2.Bundesliga war vielen Leuten bewusst, dass der Verein finanziell nicht auf Rosen gebettet war. Da aus diesem Grund nach dem Abstieg mit vielen jungen Eigengewächsen gearbeitet wurde, war das sicher Garant dafür, dass das Publikum schneller verziehen hat und Verständnis dafür aufgebracht hat, wenns mal nicht so lief. Die Mannschaft selbst hat die spielerische Unerfahrenheit meist durch läuferische und kämpferische Elemente ausgeglichen, so dass die für einen Sportler „lebensnotwendige“ Verbindung zum Zuschauer nie abriss. Ich denke, dass Kritiken heute eher durch die fehlenden Identifikationen aufkommen, was aber nicht so verstanden werden soll, dass die Zuschauer „IHRE Mannschaft“ weniger unterstützen. Wie Sie sagen, springt der Funke schnell über, wenns läuft. Das sind natürlich Zeichen, die auch die Mannschaft erkennen muss, um über diese Euphorie der Zuschauer, Kraft zu schöpfen und als Dank hierfür nochmals ein paar Prozent zulegen zu können. So schaukeln sich beide Parteien, Mannschaft und Zuschauer gegenseitig hoch und werden gemeinsam am Ende der Runde erfolgreich sein. Im Moment scheint dies der Fall zu sein und ich denke, dass diese Einstellung auch bis zum Ende der Runde zu einem Platz ganz oben in der Tabelle führen wird.

Nach ihrer Station bei der Borussia, haben sie ihre Karriere beim FC St.Wendel fortgesetzt. Was sprach damals für den FC St.Wendel?
Wie zuvor schon erwähnt, musste ich die Borussia verlassen und einen neuen Verein suchen. Geplant war eigentlich in Neunkirchen zu spielen und in Saarbrücken mein Bauingenieur-Studium zu beginnen. Ich hatte dann die Wahl zum ASC Dudweiler, die mir damals Roland Kuppig empfohlen hatte, und dem FC St.Wendel. Die Wahl fiel aus zwei Gründen auf den FC St.Wendel. Zum einen war es für mich nur 10 km von zu Hause weg, zum anderen hatte ich mich dazu entschieden, in Kaiserslautern zu studieren. Die Entfernungen zwischen Wohnort, Verein und Studienplatz waren somit fast optimal.
Die Rahmenbedingungen in St.Wendel waren 1985 recht gut. Der Verein spielte eine gute Rolle in der Oberliga und zeigte Tendenz nach oben.
Die Mannschaft hatte Potenzial und es schien die richtige sportliche Entscheidung zu sein. Dass es dann in den ersten Jahren nicht der Fall war, hat sich
recht schnell herausgestellt. Der Abstieg aus der Oberliga drohte und die Sponsoren warfen schon zu Beginn der Runde hin. Viele Spieler entschieden sich dafür, ohne Geld schon nicht mehr zu trainieren, was den Kollaps nur noch beschleunigte.
Ich blieb jedoch in St.Wendel und verlebte ab ca.1989 eine sehr schöne Zeit. Es war nicht mehr nur der Fussball, es war die Gemeinschaft die klassenunabhängig wuchs. Mißerfolge rückten durch private Kontakte weit in den Hintergrund, auch wenn es schwer war mit anzusehen, dass in St.Wendel der Stellenwert des Fussballs immer weiter fiel. Mittlerweile hat man einen lange notwendigen Schritt gemacht, um in St.Wendel wieder Fussball interessant zu machen. Der FC St.Wendel und der SV Blau-Weiß St.Wendel haben eine Spielgemeinschaft gegründet und es besteht mit den Verantwortlichen beider Vereine große Hoffnung, einen gemeinsamen erfolgreichen Weg zu gehen.
Und wär ich damals nicht zum FC St.Wendel gewechselt, hätte ich sicher nicht meine Frau kennengelernt. Also war es letztendlich doch der richtige Schritt.
Haben sie heute noch Kontakte zu ehemaligen Mitspielern aus Neunkircher Tagen?
Nein, leider nicht. Ich hatte zwar vor Jahren hier und da mal mit der Traditionsmannschaft gespielt, die Überbleibsel aus der schönen Fussballzeit lassen jedoch sportlich so gut wie nichts mehr zu. Ab und an trifft man sich auf verschiedenen Fussballpätzen, aber feste Kontakte gibt es nicht.
Verfolgen sie noch den Weg von Borussia Neunkirchen oder ist das einfach zu lang her und mittlerweile zu weit weg?
Nein, auf jeden Fall ist das Interesse noch immer groß. Ich verfolge die Borussia im Internet, war auch schon das ein oder andere Spiel anschauen und bin immer noch interessiert, wie es im Jugendbereich vorangeht.
Ich denke die Borussia ist wieder auf einem guten Weg. Allein die Tatsache, dass man mit Dieter Ferner einen hoch kompetenten Trainer verpflichtet hat, zeigt, dass man nicht einfach so in der Versenkung verschwinden will.
Hinzu kommt, dass die Verantwortlichen Dieter Ferner ihr Vertrauen nicht entzogen haben, als viele der Meinung waren, dass er es nicht schaffen würde, den Erfolg zurück zu bringen.
Er hätte diesen Schritt zur Borussia aber sicher nicht gewählt, wenn er nicht davon überzeugt gewesen wäre. Dass man ihm zurecht Zeit für sein Konzept gab und gibt, zeigt die momentane Sitiuation. Er ist wohl mit seinem Co-Trainer Edgar Weller der richtige Mann in der momentanen Lage und wer weiß, vielleicht gelingt ihm schon in diesem Jahr der Aufstieg.
Aber nicht nur, dass die Mannschaft sich in Richtung Tabellenspitze bewegt, nein, das Wichtige dabei scheint mir, dass sich die Fans wieder mit dem Verein identifizieren und voll und ganz hinter ihm stehen. Auswärts mehr Zuschauer, als vor wenigen Jahren im eigenen Ellenfeld, das allein zeigt, dass es aufwärts geht. Ich freue mich nach wie vor über jede positive Schlagzeile für die Borussia. Schließlich habe ich dort 5 Jahre eine sehr schöne Zeit verbracht, die trotz des ungewöhnlichen Endes, immer in guter Erinnerung bleiben wird.

 

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„Kein Trainer bekam 2 – 3 Jahre Zeit sinnvolle Aufbauarbeit zu leisten.“ – Interview mit Uwe Grub
2. Januar 2014, 18:56
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Grüß dich Uwe, du bist schon einige Jahre von Borussia weg, wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen?

Nach 20 Jahren Borussia ( 1978 – 1998 ) als Jugendspieler, Aktivenspieler und Trainer musste ich mich ehrlich gesagt sportlich neu zurecht finden. Ich kannte ja nur Borussia!

Direkt nach meinem Rücktritt im August 98 kam die Anfrage vom SV Niederauerbach, deren Trainer Fritz Fuchs zu Union Berlin wechselte. Nach kurzen Überlegungen nahm ich das Angebot an.1395846_m3msw493h280q75v4242_sp-grub_1828

Du bist in Altstadt aufgewachsen? hast dort mit dem Fußball spielen angefangen, wie waren die Fußballleidenschaften damals verteilt? Was war dein Lieblingsclub, welcher Spieler warst du mittags auf dem Bolzplatz?

Richtig, ich bin in Altstadt aufgewachsen. Nach der Schule ging es direkt auf den in der Nähe gelegenen Rasenplatz des SV Altstadt. Bei Einbruch der Dunkelheit ging es erst wieder nach Hause. Da mein Vater in Neunkirchen beim Eisenwerk arbeitete und zwangsläufig Borussenfan war, nahm er mich zu einigen Spielen der Bundesliga mit. Fortan gab es für mich nur noch die Borussia. Später und das gilt bis heute, bin ich Anhänger von Bor. Mönchengladbach. Beim Fussball auf dem Bolzplatz war ich zunächst Uwe Seeler ( dem ich auch meinen Vornamen zu verdanken habe ), später Gerd Müller. Ab den 70 ern war und ist es bis heute Rainer Bonhof.

Du bist in der A-Jugend zur Borussia gewechselt, wie kam der Wechsel damals zustande?

Als – A – Jugendspieler im jüngeren Jahrgang spielte ich noch beim SV Altstadt und war Stammspieler in der Auswahl des SFV. Bei zwei Auswahlspielen waren Hennes Schreier, damaliger A Jugend Trainer der Borussia und der damalige Jugendleiter, Horst Magold, anwesend.

Nach den Spielen nahmen sie Kontakt mit mir auf und nach einem Besuch der beiden bei uns zuhause, war mir klar, dass ich zur Borussia wechseln würde. Nach einem Jahr A Jugend, in dem wir die Saarlandmeisterschaft errangen und auch den Saarlandpokal gewannen, spielte ich ein Jahr in der Verbandsliga, bevor ich dann meinen Lizenzspielervertrag für die 2 Liga Süd unterschrieb.

Du hast dann recht schnell als 19jähriger in der 2.Bundesliga debütiert, welche Erinnerungen hast du noch an den Nachmittag?

Auf der einen Seite war die 2. Bundesliga Süd für mich ein richtiges Abenteuer, auf der anderen Seite war ich gerade bei der saarl. Polizei in der Ausbildung, so dass ich nicht an allen Trainingseinheiten teilnehmen konnte. Für einen Fußballer natürlich nicht gerade befriedigend. Dennoch kam ich auf ca. 20 Spiele und schoss 2 oder 3 Tore.

Am Ende der Saison musste Borussia absteigen, heute würde wahrscheinlich ein 19jähriger der sich in Liga 2 durchsetzt mit Angeboten überhäuft werden. Wie war das bei dir, gab es Angebote das du hättest im Profibereich bleiben können?

Nach dem Jahr 2 Bundeslige ging es für mich in der Oberliga ganz normal weiter. Für mich war damals schon wichtig, dass ich einen Beruf hatte, der an erster Stelle stand. Somit war klar, dass ich auf jeden Fall im Polizeidienst bleiben würde, was ich bis heute nicht bereut habe.

In der Oberliga war Borussia immer noch ne große Nummer, die viele Fans auf die Auswärtsspiele mitbrachte. Wie hast du den Kontakt zwischen Spielern und Fans in jener Zeit in Erinnerung?

Die richtigen Fans habe ich in sehr guter Erinnerung, allen voran unseren Leo, der mir in vielen Stunden von den großen Spielen der Borussia erzählte. Von den wenigen, die es heute leider noch gibt, die nur auf Provokation aus waren / sind, habe ich mich immer distanziert und kann mit ihnen auch heute noch nichts anfangen. Gerne sind wir damals zu Fantreffen gegangen, um mit den Fans zu reden und zu diskutieren. Das war immer eine sehr gute Sache.borussia neunkirchen - vfb leipzig

In den 80igern gab es zahlreiche Trainerwechsel, Hennes Schreier musste einige Male interimsweise einspringen, war die Erwartungshaltung im Umfeld zu groß oder was waren die Ursachen für die Fluktuation auf dem Trainerposten?

Ich kann die vielen Trainer meiner aktiven Laufbahn in Neunkirchen nicht zählen. Incl. Hennes, der mehrmals einsprang, waren es ca. 15 Trainer.

Das große Problem und das besteht bei einigen heute noch, ist die Bundesliga. Für die ist die Zeit noch nicht vorbei. Aber Borussia wird WAHRSCHEINLICH keine Bundesliga mehr spielen. Die Leute träumen noch davon, die Zeit ist aber vorbei. Damals war es noch schlimmer. Präsidenten kamen und gingen. Jeder wollte mit seinem Geld den schnellen Erfolg. Dabei hatten sie keine Ahnung von Fussball. Es wurden Mannschaften zusammen gekauft, die menschlich nicht passten. Kein Trainer bekam 2 – 3 Jahre Zeit sinnvolle Aufbauarbeit zu leisten. Nach zwei Niederlagen in Folge wurden einfach die Trainer ausgetauscht. Hinzu kommt, dass das Neunkircher Publikum sehr ungeduldig ist. Das wissen wir beide.

Gab es einen Trainer von dem der Trainer Uwe Grub besonders viel übernommen oder sich abgeschaut hat?

Für mich persönlich kam Gerd Schwickert 10 Jahre zu spät. Bei ihm hatte ich meine beste Zeit. Er konnte die Spieler unter der Woche so motivieren wie ich es bis dahin nicht kannte und auch nie wieder erlebt habe. Er kam in die Kabine und es hat geknistert. Entsprechend war der Erfolg. Aber auch von Horst Brand, Gerd Warken, Jürgen Fuhrmann, Dietmar Schwager, Horst Berg und Günther Noel, nur um einige zu nennen, habe ich mir einiges abgeschaut. Letztendlich musst du aber deinen eigenen Weg finden.

Das größte Spiel für dich persönlich und warum?

Ja, das größte Spiel war ohne Zweifel das DFB Pokal Spiel gegen Bayern München, das damals live auf RTL gezeigt wurde. Es war das erste Spiel von mir von Beginn an, nach meinem Kreuzbandriss. Ich spielte gegen Bruno Labbadia, der zwei Tore erzielte. Ich bin heute Gerd Warken noch dankbar, dass er mir damals nach meiner schweren Verletzung das Vertrauen schenkte.

Wo hat man eigentlich damals als Spieler so gefeiert, gab es da ein paar einschlägige Kneipen oder Discos die zu jener Zeit angesagt waren? Wer hat sich als besonders feierfest hervorgetan?

Damals waren wir auch ein verschworener Haufen, der nach den Spielen sehr viel gemeinsam unternahm. Meistens sehe ich die Spieler heute noch auf verschiedenen Fußballplätzen und dann wird natürlich von früher erzählt. Nach dem Motto: Weißt du noch ……..Wir waren nach den Spielen oft bei Ebello. Wer sich besonders hervortat habe ich leider vergessen:)

Aber wir waren gerade im Meisterjahr alle sehr gut dabei. Es war eine riesen Kameradschaft.

Du hast als Spieler glaub ich 6mal den Saarlandpokal gewonnen, welches Finale ist dir in besonderer Erinnerung geblieben?

8081neunkirchenJa, den Saarlandpokal habe ich 6 mal gewonnen. Das kurioseste Spiel war in Quierschied gegen den SV Auersmacher. Wir gewannen 6:0 und ich schoss drei oder vier Tore.

Am Tag zuvor teilte mir der damalige Präsident, Berthold Muthweiler mit, dass ich in seiner Planungen keine Rolle mehr spielen würde. Nach dem Spiel kam er auf den Platz gerannt und hat mir vor allen Leuten einen neuen Zweijahresvertrag angeboten. Das war eben Muthweiler:)

Aber auch den Pokalerfolg gegen den FC Homburg in Rohrbach ist in guter Erinnerung. Homburg konnte in die 2 Bundesliga aufsteigen. Trainer war mein Freund Ulli Sude, er hatte eine absolute Profitruppe zusammen. Wir gewannen völlig verdient mit einer unglaublichen Energieleistung. Dies war mit mein größter Erfolg als Trainer.

Eine Frage die jeder Ehemalige gestellt bekommt, was fällt dir bei dem Stichwort Ellenfeld ein?

Ellenfeld: Tradition, große Spiele, Stimmung, Gänsehaut

Ich habe gelesen das du als Trainer des SV Kirkel, mal ein Spiel gegen deine ehemaligen Jugendspieler aus Neunkircher Tagen gemacht hast. Pflegst du auch noch Kontakte zu ehemaligen Trainern und Mitspielern?

Vor zwei Jahren habe ich ein Spiel mit meiner 1. Mannschaft des SV Kirkel gegen meine ehemalige A Jugend der Borussia ausgetragen. Trotz sehr schlechten Wetters kamen fast alle Spieler von damals, teilweise aus Frankfurt oder dem Württembergischen. Es hat mich sehr gefreut, da mir dies auch zeigte, dass es eine schöne Zeit war und es den Spielern damals Spaß machte. Natürlich gibt es auch heute noch Kontakte.

Sebastian Grub

Sebastian Grub

Als dein Sohn Sebastian im Ellenfeld gespielt hat, warst du eigentlich bei jedem Spiel dabei. Wie weh tut das, zusehen wo Borussia heute spielt?

Ja, als Sebastian bei Neunkirchen spielte, verpasste ich kein Spiel. Ich hoffe, dass man Dieter Ferner die Zeit läßt, die Paul Linz nicht bekam. Ich denke, Dieter ist die letzte Patrone, die die Borussia hat. Wenn der auch weggemobbt wird, dann gute Nacht. Mehr möchte ich hierzu nicht sagen. Ich denke und hoffe, dass Guiseppe Ferraro das Zepter fest in der Hand hält und sich nicht beeinflussen läßt.

Danke für deine Zeit und Mühe…dir bleibt noch der Platz für letzte Worte oder Grüße

Zuletzt möchte ich mich bei dir bedanken, dass du an mich gedacht hast. Mein größter Wunsch geht vielleicht irgendwann noch in Erfüllung: Ich wünsche mir, das war vor zwei Jahren als Sebastian bei der Borussia spielte schon der Fall, dass auch er irgendwann mal mit Borussia eine Meisterschaft erringen kann. Dann haben es Vater und Sohn geschafft.

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