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Borussia und die saarländische Nationalmannschaft…

Das Saarland umgibt eine besondere Geschichte, die auch vor dem Fußball nicht halt macht. 1948 gründet ein Sportjournalist in dem kleinen Örtchen Sulzbach einen Fußballverband. Der Redakteur hieß Hermann Neuberger. Sein „saarländischer Fußballbund“ tritt ab 1950 mit einer eigenen Nationalmannschaft an. Sie vertritt das (teil-) autonome Saarland. Während ein Großteil der Spieler vom 1.FC Saarbrücken gestellt werden, finden nur wenige Schwarz-Weisse den Weg ins hellblaue Trikot des Saarlands.

Foto: Ferdi Hartung

Foto: Ferdi Hartung


19 Länderspiele machte die saarländische Nationalmannschaft, wenige davon spektakulär. Zumeist waren es Freundschaftsspiele gegen B-Mannschaften aus den benachbarten Ländern. Der Krieg hinterließ seine Spuren auch im Fußball, so verwundert es kaum das der erste Gegner die neutrale Schweiz war. 5:3 konnte das Team von Trainer Auguste Jordan gewinnen. Nur vier von 11 Spielern kamen nicht vom 1.FC Saarbrücken. Mit Ewald Follmann, Erich Leibenguth, und Karl Schirra standen lediglich drei Borussen im Team. War Borussia vor dem Krieg noch unumstritten der beste Club des Saargebiets, hatte der 1.FC Saarbrücken Anfang der Fünfziger die Nase vorn. Vielleicht auch weil man beim 1.FC Saarbrücken zu jener Zeit mit eben Auguste Jordan einen französischen Trainer hatte. In Zeiten als das Saarland Protektorat Frankreichs war sicherlich eine förderliche Entscheidung.

Während Jordan also mit dem 1.FC Saarbrücken 1952 im Finale um die deutsche Meisterschaft spielte und damit bis heute den größten Erfolg der Vereinsgeschichte feierte, war Borussia froh wieder so zu heißen. Obwohl Neunkirchen sicherlich keine schlechte Mannschaft hatte, war der 1.FC Saarbrücken in jenen Tagen nen Tick besser. Dennoch gab es auch in jener Zeit die besonderen Spieler im Ellenfeld. Erich Leibenguth zum Beispiel: Der Stürmer aus Wellesweiler kehrte nach dem Krieg in seine saarländische Heimat zurück und schloß sich der Borussia an. 1947/48 spielt er seine beste Saison im Ellenfeld. In 20 von 26 Spielen macht der von Sepp Herberger während des Kriegs zum Sichtungslehrgang eingeladene 39 Tore. Ein Jahr später schießt er den Verein in der „Ehrenliga“ (eine Saarlandliga unter französischem Einfluss) souverän zum Meister. Aufsteigen in die französische Division II durfte der Verein dennoch nicht. Als Borussia 1951 ins deutsche Ligensystem zurückkehren darf ist Leibenguth mittlerweile 32. Es wird seine letzte Saison in der Oberliga. Von 1950 – 1952 macht Leibenguth  5 Spiele in der saarländischen Nationalmannschaft. Er tritt mit 5 Treffern zu jener Zeit als Rekordtorschütze ab.

Die Jugend rückt nach

WM Qualifikationsspiel 1954

WM Qualifikationsspiel 1954

Schon in den letzten Saison´s von Erich Leibenguth spielt neben ihm mit Gerhard Siedl ein vielversprechendes Talent. Siedl der schon 1948/49 für ein Jahr das Trikot mit dem „B“ trug, kehrte 1951 aus seiner Heimat München ein zweites Mal nach Neunkirchen zurück. In der Abschiedssaison von Leibenguth wird Siedl mit 27 Toren Torschützenkönig des VfB. Gerhard Siedl ist neben Karl Schirra einer von zwei Borussen die an einem WM Qualifikationsspiel teilnehmen dürfen. Denn wie die Geschichte manchmal so will, durfte das Saarland als FIFA Mitglied an der WM Qualifikation für die Schweiz ´54 teilnehmen und ausgerechnet Deutschland war einer der beiden Gegner. Die beiden Borussen durften allerdings nur im ersten Spiel in Norwegen teilnehmen. Das Saarland startete mit einem 3:2 Sieg in die Qualifikation, den entscheidenden dritten Treffer machte Gerhard Siedl. Die restlichen Spiele liefen ohne Neunkircher Beteiligung und blieben zwangsläufig ohne Sieg^^. Zwei mal verlor man gegen Deutschland, in Stuttgart 3:0, in Saarbrücken vor 50.000 Zuschauern 1:3. Gegen Norwegen schaffte man ebenfalls im Ludwigspark ein 0:0.Letztes-Tor1k

Siedl hingegen wechselte mit Schirra in den Ludwigspark, später zog es den Müncher noch weiter nach Karlsruhe und zu seinem Heimatverein FC Bayern. Mit beiden wurde er DFB-Pokalsieger und sogar noch 6 mal deutscher Nationalspieler. Erst nach der WM Quali setzte Trainer Helmut Schön (seit 1952) wieder vermehrt auf Spieler aus Neunkirchen. Vielleicht auch weil Borussia ab Mitte der Fünfziger wieder auf Augenhöhe spielt und mit den ausgehenden Jahrzehnt und dem Beginn der Sechziger Jahre wieder die normale Hackordnung an die Saar zurückkehrt. Heute unvorstellbar, damals Realität. Die meisten derer die jetzt aufgeführt werden, hätten wohl einige Einsätze mehr, hätte es die saarländische Nationalmannschaft länger als 6 Jahre gegeben.

alle Spieler der Borussia die für die saarländische Nationalmannschaft aufliefen…

  • Gerhard Siedl – Stürmer in der Saison 48/49 und nochmals 1951 – 1953, Torschützenkönig der Oberliga 1952 (27 Treffer), 5 Einsätze, 3 Tore
  • Ewald Follmann – Spieler des DFB-Pokalfinals 1959, 3 Einsätze 1 Tor
  • Werner Emser – Spieler des DFB-Pokalfinals, 1959, 3 Einsätze 1 Tor
  • Hans Bild – Stürmer von 1946 – 1952, 2 Einsätze
  • Erwin Strempel – Torhüter von 1955 – 1959, 2 Einsätze
  • Karl Schirra – Linksaussen von 1949 – 1953, verstarb 2010 in Waldmohr, 2 Einsätze
  • Gerd Lauck – Spieler des DFB-Pokalfinals 1959, 5 Einsätze
  • Erich Leibenguth – Stürmer von 1945 – 1952, 65 Spiele/62 Tore, Oberligatorschützenkönig 1948, 5 Einsätze, 5 Tore
  • Willi Sippel – Verteidiger von 1953 – 1956, 4 Einsätze
  • Ringel Karl –  Stürmer von 1953 – 1965, 244 Oberligaspiele/107 Tore, 27 Regionalligaspiele/9 Tore, 1 Bundesligaspiel, 1 DFB Nationalmannschaftsspiel, Spieler des DFB-Pokalfinals 1959, 2 Einsätze saarl. Nationalmannschaft, 3 Tore
  • Vladislav Jirasek – Torwart des DFB-Pokalfinals 1959, 1 Einsatz
  • Erwin Wilhelm – 1950 – 1952 Mittelfeldspieler, 1 Einsatz
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